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Projekt Pico del Teide

Wer Cristina kennt weiss, dass sie Projekte über alles liebt ;-)

Vor einiger Zeit habe ich gelesen, was für verrückte sportliche Projekte einige Menschen auf dieser Welt planen und durchführen. Als wir uns in Richtung Teneriffa aufmachten, habe ich gesehen, dass die höchste Erhebung auf dieser kanarischen Insel der Pico del Teide mit seinen 3'715 m ü. M. ist. Darauf schlug ich Cristina folgendes Projekt vor:

Cycling & Hiking, in einem Tag von Meereshöhe auf den höchsten Punkt der Insel!

 

Cristina war natürlich begeistert von dieser Idee und machte sich sofort an die Planung einer möglichen Streckenführung. Ich meinerseits wusste meine Gefühle noch nicht so recht einzuordnen, denn für mich war so eine sportliche Anstrengung noch Neuland. Allerdings hatten wir ein paar Tage Zeit uns darauf vorzubereiten. Ich kenne ja meinen Körper ein wenig und weiss, was er kann :-) und so wurde ich immer zuversichtlicher!

 

In der Vorbereitungszeit haben wir die Insel vor allem mit dem Rennrad erkundet und konnten so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, Kilometer abspulen und Sightseeing. Zugegebenermassen radelte Cristina ein wenig mehr als ich. In meinem Trainingsprogramm standen noch andere Dinge, wie Erholung und Golfen, beziehungsweise Driving Range, da mein Handicap für eine 18-Loch-Runde zu schlecht ist ;-) 

Auch haben wir ein paar Nächte auf 2'000 m ü. M. verbracht zwecks "Kurzakklimatisation" und haben auch noch eine Trailrunning-Runde auf dieser Höhe absolviert.

 

Am Abend vor unserem gestrigen Projekt fuhren wir mit Sämi in Puertito de Guimar auf unseren Übernachtungsplatz am Strand. Nach dem Abendessen haben wir unsere sieben Sachen in die Backpacking-Satteltasche gepackt, so dass wir am nächsten Tag schnell los konnten. Unser Ziel war es, bei Tagesanbruch zu starten und vor Einbruch der Nacht zurück zu sein. Eines vorneweg, keines der beiden Ziele wurde erreicht.

 

Klingeln des Weckers, anziehen und frühstücken. Danach die Fahrräder aus der Führerkabine nehmen und fertig machen für den grossen Tag. Ach du ver.... Schei..., Cristinas Vorderrad hatte keine Luft mehr, Schlauch wechseln und verspätet auf die Tour starten. 

Auf den ersten 55 km mussten wir 2'700 Höhenmeter überwinden. Auf dem Rennrad hatte ich erstaunlich wenig Mühe und so musste Cristina das Tempo für mich nicht all zu fest drosseln :-). Danach Kleider wechseln und zu Fuss auf die nächsten 1'200 Höhenmeter. Eigentlich wären es auf den Gipfel 1'400 Höhenmeter gewesen, aber für die letzten 200 Höhenmeter braucht man ein Permit (welch ein Schwachsinn), also von der Bergstation bis zum Gipfel des Teide.

So bedeutete das für uns auf 3'500 m ü. M. umzukehren. Wir beide hatten in dieser Höhe so unsere Probleme wegen der fehlenden Akklimatisation und waren deswegen langsamer unterwegs als geplant. Das führte dazu, dass wir uns viel zu spät auf den Rückweg machen konnten. Beim Joggen bergab kam es zu einem ersten kleineren Schreckmoment als Cristina ausrutschte und mit dem Rücken, Ellbogen und Hinterkopf aufschlug. Aber wie ihr Vater schon sagte: "Ä sone Gring muess eim ja weh tue". Und so ging es im Laufschritt weiter. Kurz vor der Wechselzone dann ein zweiter Moment: Cristina macht einen Misstritt. Aber auch da kam die Entwarnung schnell. Ein Arzt sagte ihr vor geraumer Zeit, dass sie keine intakten Fussbänder mehr habe... und so ging es mit Schmerzen zügig weiter zum Materialdepot.

Vor dem letzten Streckenabschnitt wussten wir, dass es eng werden würde vor Einbruch der Dunkelheit zurück zu sein und dann hatten wir zu allem übel auch noch garstigen Gegenwind auf der gesamten Strecke. Wir beide haben auf dem Rückweg ziemlich gefroren und da wir nur unsere Rücklichter dabei hatten, traten wir so richtig in die Pedalen.

Cristina und ich hatten eine Abmachung. Sie sieht in der Nacht nicht so gut und sobald es zu dunkel werden würde, sollte ich alleine weiter fahren und Sämi holen gehen. 15 km vor dem Ziel dann der dritte Schreckmoment: Ich voraus, Cristina folgt und danach zwei Autos. Plötzlich ein Schrei von Cristina. Platter Vorderreifen. Zum Glück waren wir in dem Moment nicht zu schnell unterwegs und Cristina konnte ihr Rad unter Kontrolle halten und ist nicht gestürzt.

Der Zeitpunkt war gekommen alleine weiter zu fahren um Sämi zu holen. Etwa 4 km vor dem Ziel funktionierte ich mein Handy als Vorderlicht um, da es schon finstere Nacht war und die Strasse in einem schlechten Zustand. 

Nun wollte ich mich beeilen, da ich Cristina nicht zu lange in der Dunkelheit warten lassen wollte. Doch welch freudige Überraschung, Cristina wartete bereits bei Sämi auf mich. Ein junges einheimisches Pärchen hat sie auf der Strasse aufgelesen und brachte sie samt defektem Fahrrad nach "Hause". Tue Gutes und dir wird Gutes widerfahren! Cristina hat in ihrem Leben schon so viele Anhalter mitgenommen und damit ihr Karma bereichert. Das machte sich jetzt bezahlt :-)

Zur Feier des Tages gönnten wir uns ein Bier. 

 

Nach 110 km Rennrad fahren, 15 km zu Fuss und 4'300 Höhenmeter dachte ich, der Morgen danach wird härter. Aber anscheinend hat sich unser Trainingsprogramm bewährt und wir haben keinerlei Nachwehen.

 

Heute Abend fahren wir mit der Fähre weiter auf unsere nächste Insel, La Gomera und freuen uns auf weitere eindrückliche Erlebnisse!

 

Hang loose

Roger

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