Seit unserem letzten Blogbeitrag ist einiges passiert. Wie bereits informiert, musste ich das Nomadenleben schweren Herzens Ende April aufgeben. Dass unsere Reise nur 1.5 Jahre dauern würde, darauf war ich vorbereitet, nicht aber auf die Situation wenn es dann tatsächlich zu Ende ist.
Am 25. April konnte ich mein Studio im Goms beziehen und gemütlich einrichten. Das Studio ist möbliert und hat alles was es braucht. Meine diversen Sportausrüstungen, meine Bücher und meine Kleider konnte ich mittlerweile alle verstauen. Nur mein Tourenvelo und mein altes Cross Country Fully musste ich aus Platzgründen bei meinen Eltern in der Garage stehen lassen. Mehr als drei Velos haben im Studio dann doch nicht Platz ;-) Der Umzug wieder an einen festen Wohnsitz war eine Belastung. Als ich meine rund 10 Kisten mit meinem Material auf dem Estrich bei meinen Eltern sah, hat es mich fast erschlagen. Es fühlte sich an wie eine schwere Last. Ich habe noch nie gerne viele Sachen besessen, doch nach diesen fast 1.5 Jahren im Bus, hat mich das ganze total überrumpelt. So fest habe ich mich an das einfache, unkomplizierte Leben im Bus gewöhnt. Ich trug praktisch immer dieselben Kleider und hatte nur das wirklich Wichtigste dabei. So habe ich mich beim Umzug ins Goms wieder von einigen Dingen getrennt. Je weniger ich besitze, desto glücklicher und freier fühle ich mich. Mein Fernziel, irgendwann endgültig nur noch im Bus zu leben, gebe ich nämlich nicht auf. Bis dann will ich nur noch das wirklich Nötigste besitzen und mich noch von Vielem trennen. Roger meint zwar immer, dass ich nicht viele Sachen habe, ich finde aber, dass ich immer noch viel zu viel besitze.
Die letzten Tage meines Vanlifes genoss ich nochmals in vollen Zügen. Zusammen mit Roger besuchten wir diverse Freunde von mir und erledigten noch so einige Dinge. In die Arbeitswelt wurde ich sanft eingeführt. Meinen ersten Arbeitstag verbrachte ich an einer Retraite zum Thema "Burnout Präventation" im Schloss Hünigen in Konolfingen. Ich lernte an diesem Tag viele nette Menschen, welche für Pro Natura arbeiten, kennen. Nach diesem Einstieg durfte ich eine letzte Nacht zusammen mit Roger in unserem Sämi verbringen. Am nächsten Morgen hiess es Abschied nehmen von Roger und Sämi. Bereits beim Aufstehen plagten mich starke Ohren- und Augenschmerzen, mir war übel und ich fühlte mich total scheisse. Mein Körper rebellierte und wollte nicht zurück in die Arbeitswelt. Nun habe ich bereits die erste Woche zurück im Arbeitsleben hinter mir. Leider kann ich überhaupt nicht mehr schlafen. Ich bin es nicht mehr gewohnt in einem richtigen Bett zu schlafen. Ich wache alle ein bis zwei Stunden auf und bin am Morgen, wenn ich aufstehen muss, total erschlagen. Im Studio und im Goms fühle ich mich wohl und ich erfreue mich jeden Morgen an den wunderschönen Bergen, welche ich beim Morgenessen aus dem Fenster bestaunen kann. Seit Vorgestern habe ich Kühe im Garten, welche mich jeden Morgen und am Abend wenn ich zurück komme begrüssen. Und ja, ich bin dankbar, dass ich so privilegiert leben kann, einen guten Job und nette Arbeitskollegen habe. Dass ich mitten in den Bergen wohnen und arbeiten kann, gesund bin und ein Dach über dem Kopf habe! Ich habe wirklich nicht das Recht mich zu beklagen. Und um meine Träume verwirklichen zu können muss ich nun wieder ein paar Jahre arbeiten. Und ich bin fest davon überzeugt, dass alles so kommt wie es kommen soll und dass auf mich noch viele Abenteuer warten und die 1.5 Jahre mit Sämi nur ein Vorgeschmack auf mein zukünftiges Leben waren!!
Danke an meine lieben Freunde und Roger, die mich auf dem Weg der Wiedereingliederung begleiten und unterstützen. Roger weilt aktuell noch in der Schweiz und wird Morgen in einer Woche, bevor er in Richtung Sardinien aufbricht, zusammen mit Sämi noch einen Zwischenstopp im Goms einlegen. Dann habe ich nochmals die Chance mich bei beiden zu verabschieden. Das nächste Mal werden wir uns dann wohl erst Ende Juli oder im August wieder sehen. Vielleicht, wenn ihm danach ist, wird Roger ab und zu einen Blogartikel über seine Erlebnisse verfassen.
Und für alle, die gerne Blogartikel von Reisenden lesen, habe ich hier zwei Tipps. Meine CouCousine Regula ist zusammen mit ihrem Freund im April auf eine Veloreise aufgebrochen. Für unbestimmte Zeit, aber mindestens drei Jahre!! Und eine Kollegin Jasmin ist seit letztem Jahr zusammen mit ihrer Partnerin zu Fuss als Nomadin unterwegs.
Und hier noch ein Tipp zu einem kurzen Video einer 61 jährigen Frau, welche in einem selber umgebauten Van lebt. Dieses Video hat mir meine Freundin Isa heute Morgen als Inspiration geschickt. Mir selber fehlt nämlich noch der Mut diesen endgültigen Schritt zu wagen. Irgendwie versuche ich immer noch zu fest mich unserer Gesellschaft anzupassen und mich zu fügen. Aber solche Menschen wie diese Frau machen mir Mut, dass ich es irgendwann auch schaffen werde!! Denn Träume sind da um zu leben. Wir leben nur einmal und es kann jederzeit vorbei sein. Also warum warten?
Pura vida
Cristina
Kommentar schreiben