Wo soll ich anfangen? In letzter Zeit habe ich mir immer wieder vorgenommen mal wieder einen Blog-Artikel zu schreiben. Dabei habe ich mich gefragt, interessiert sich überhaupt noch Jemand für unseren Blog? Wir sind zurück im Alltag und sind weder berühmt noch berüchtigt. Da ich das Schreiben liebe und meine Gedanken und unsere Erlebnisse gerne auf "Papier" bringe schreibe ich einfach mal drauflos. Wenn es Jemand liest und ich Jemandem damit sogar eine Freude bereiten kann, umso schöner, und sonst einfach für mich und als eine Art Tagebuch.
Seit August ist Roger zurück als Lehrer an seiner Schule. Die ersten paar Monate lebte er noch im Bus und seit Dezember haust er in einer herzigen 1-Zimmer Wohnung in einem ruhigen Quartier in Basel. Das Reisen mit Sämi hat uns noch bescheidener und unser Leben noch unkomplizierter und einfacher gemacht. Ein Teller pro Person im Haushalt reicht und Wein kann man auch aus dem Kaffeebecher trinken. Getreu unserem Motto #livesimply und weniger ist mehr, versuchen wir das einfache Leben im Bus auch im sesshaften Leben zu leben.
Seit März haben wir zwei freiheitsliebende Wesen tatsächlich den Schritt für eine gemeinsame Wohnung gewagt. In Blitzingen bezogen wir eine schöne, möblierte 2.5-Zi. Dachstockwohnung. Inklusive Balkon und Sicht über das ganze Goms bis Oberwald und wunderschöner Aussicht auf das Weisshorn. Das heisst, wir sind beide in der Gemeinde Goms angemeldet. So können wir die Haftpflicht- und Hausratversicherung gemeinsam bezahlen und sparen viel Geld. Roger ist nur am Wochenende im Goms und ist als Wochenaufenthalter in Basel gemeldet. So haben wir beide unter der Woche immer noch sehr viele Freiheiten und unsere Unabhängigkeit.
Krass, wie schnell die Zeit vergeht. Im Mai bin ich bereits wieder seit einem Jahr vom Reisen zurück. Richtig angekommen bin ich aber immer noch nicht. Über die Ostertage waren wir das erste Mal seit April 2022 wieder mehr als 14 Tage gemeinsam mit Sämi unterwegs. Wir entschieden kurzfristig, anhand der Wetterprognosen, wohin es gehen sollte. So fuhren wir am 1. April über Frankreich nach Katalonien. Unsere erste Station war Santa Cristina. Roger fand dort ein wunderschönes Plätzchen, wo wir die zwei ersten Nächte verbrachten. In der zweiten Nacht bekamen wir Besuch von einem spanischen Camperpärchen inklusive einem 3 Monate altem Husky. Klar, dass ich mich sofort in den kleinen Togo verliebte - und er glaube ich auch in mich. Zum Glück durfte ich mit ihm knuddeln und er leckte mein, vom Velofahren, salziges Gesicht. Das Besitzerpärchen war nicht sportlich und Togo wäre bei mir wahrscheinlich besser aufgehoben, doch Roger warf ein Auge drauf, dass ich Togo nicht entführte. Wieder mal wurde mir bewusst, wie sehr ich Tiere liebe und dass ich irgendwann gerne wieder einen Vierbeiner haben möchte. Ich fühle mich zu Tieren einfach viel mehr hingezogen als zu Menschen. Seit meiner Rückkehr hatte ich einige Tiefs. Wieder mal habe ich mein Herz zu schnell an vermeintliche "Freund/innen" verschenkt. Irgendwie bin ich anderen Menschen nichts Wert. Da wird einem eine Freundschaft vorgegaukelt, man vertraut sich Jemanden an und muss dann merken, dass die Freundschaft nur einseitig war. Wenn man dann ganz ehrlich fragt warum er / sie sich nicht mehr meldet und ob er / sie nichts mehr mit einem zu tun haben möchte, wird man mit irgendwelchen Ausreden vertröstet. Dann hört man wieder einfach nichts mehr? Warum können Menschen nicht ehrlich sein? Es tut weniger weh, wenn man weiss woran man ist. Ich zwinge Niemanden mit mir befreundet zu sein. Ich erwarte lediglich, dass man ehrlich mit mir ist. Dann bitte einfach sagen, ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Dann kann ich mein Herz nämlich wieder schliessen und abhaken. Ich brauche nicht viele Freunde und wenn, dann nur "echte" Freunde und nichts Oberflächliches. Sonst bin ich lieber für mich alleine, denn ich kann sehr gut alleine sein und geniesse die Abgeschiedenheit. Deshalb habe ich wohl lieber Tiere, Tiere können nicht lügen.
Aber jetzt fertig mit dem Exkurs, zurück zu unserer Micro-Auszeit mit Sämi in Spanien. Nach Santa Cristina ging es weiter in die Region Margalef. Wir unternahmen tolle Rennvelotouren, Trailrunningrunden und versuchten uns beim Klettern an den Felsen. Im März habe ich mir nach 10 Jahren wieder mal ein neues Rennvelo gegönnt. Ich bin nun stolze Besitzerin eines nigelnagelneuen Canyon! Es ist zwar "langweilig" grau, aber trotzdem wunderschön. Weil es ausschaut wie ein "schmutziger" Eisbär habe ich ihm den Namen Lars gegeben. Roger übernahm mein Black Beauty. Er fühlt sich auf meinem alten Rennvelo viel wohler und zu meiner Freude kommt er nun auch auf Touren über 80 Kilometer mit mir mit. Bereits seine dritte Rennvelotour in diesem Jahr war 119 Kilometer und 2000 Höhenmeter. Wie gewohnt lege ich von November - April eine Velopause ein. Während dem Winter zieht es mich auf die Touren- und Langlaufskis in den Schnee und mein Rennvelo und Mountainbike dürfen sich erholen. Leider liess dieser Winter etwas zu wünschen übrig. Als ich nämlich ins Goms zog, freute ich mich darauf, jeweils vor oder nach dem Arbeiten eine Skitour machen zu können. Leider lag im Goms lange Zeit praktisch kein Schnee und wenn, dann zu wenig um direkt von der Haustüre mit den Skis starten zu können. Dieser schneearme Winter nagte an meinen Nerven. Es war schon hart genug, wieder in engen Strukturen leben zu müssen und dann, wenn man mal ausbrechen könnte, konnte ich nicht einfach in den Schnee. Aber immerhin waren die Loipen im Goms immer in einem guten Zustand, wenn auch nicht über die gesamte Distanz von Nieder- bis Oberwald. So wenige Skitouren wie in diesem Winter machte ich schon lange nicht mehr. Die Skitouren die ich unternahm waren aber allesamt super und sogar mit schönem Pulverschnee. Neben meinem 80 % Job und dem Langlauf Unterrichten hatte ich sowieso nicht so viel Freizeit und da war ich manchmal sogar froh, dass es keinen "Porno"-Pulver hatte. Sonst wäre ich im Büro wahrscheinlich durchgedreht.
Meine fehlenden Skitouren-Höhenmeter bekam ich in Spanien auf meinen ersten Rennveloausfahrten zu spüren. Wie ihr vielleicht aus den bisherigen Blog-Artikeln wisst, liebe ich es bergauf zu fahren. Flache Strecken sind nichts für mich. So plante ich auch in Spanien jeweils Touren mit vielen Höhenmetern. Am Anfang war ich überrascht, dass meine "Bergfloh"-Form noch nicht da ist. Aber wie auch? Normalerweise mache ich in einem Winter zwischen 50'000 und 70'000 Höhenmeter mit den Skis. Diesen Winter habe ich es gar nicht aufgeschrieben, weil es mich sonst nur deprimiert hätte!! Für unsere Abschlusstour in Spanien plante ich eine Runde mit 118 km und 3'100 Höhenmeter. Eine wunderschöne Route auf einsamen Strassen mit praktisch keinem Verkehr. Sowieso liebe ich es in Spanien mit dem Velo unterwegs zu sein. Die Spanier nehmen praktisch alle mega Rücksicht auf Velofahrer und überholen meistens sehr vorsichtig. Roger absolvierte auch diese Runde mit Bravour. Weil ich so im Flow war, als wir zurück bei Sämi waren, ass ich kurz etwas Peanut-Butter, trank eine Cola und fuhr dann nochmals 400 Höhenmeter auf den ersten Pass!! Ich kam dann gerade rechtzeitig zurück zu Roger und Sämi, bevor es anfing zu stürmen und eine Kaltfront hereinbrach. Den einzigen Schlechtwettertag nutzten wir als Ruhe- und Rückreisetag. Zurück im Goms wurden wir vom Winter empfangen. Aber zum Glück sind wir ab Blitzingen mit dem Zug innerhalb 1.5 Stunden in Domodossola. So konnten wir den letzten Ferientag nochmals an der Wärme auf dem Rennvelo verbringen.
Diese zwei Wochen in Freiheit haben mir wieder gezeigt wo ich hingehöre. Ich weiss, dass die nächste Auszeit kommen wird, dass ich mich jetzt einfach noch etwas gedulden muss. Es war soooo schön wieder mal zwei Wochen nicht duschen zu müssen. Immer dieselben Kleider tragen zu können. Jeden Tag draussen in der Natur zu verbringen, keine Strukturen, keine Verpflichtungen und weit weg von jeglicher Zivilisation und keinen Menschen begegnen zu müssen. Nur mein Lieblingsmensch Roger unser Sämi und ich. Da kommt mir immer der Songtext des Liedes "Lieblingsmensch" in den Sinn: "Hallo Lieblingsmensch: Ein Riesenkompliment dafür, dass du mich so gut kennst. Bei dir kann ich ich sein, verträumt und verrückt sein." Für mich das grösste Glück auf Erden. Roger liebt mich mit all meinen Ecken und Kanten und hält es mit mir auf engstem Raum aus. Ich kenne Niemanden der so unkompliziert ist, ohne fliessendes Wasser, ohne Dusche, ohne richtiges WC und ohne irgendwelchen Schnickschnack mit einer Person wie mir herumziehen würde.
Seit gestern sind wir beide gemeinsam mit Sämi im BEO unterwegs. Gestern Nachmittag gab es eine Rennvelorunde. Heute Morgen absolvierten wir wieder mal seit langem zwei Hike & Fly's und am
Nachmittag schwang ich mich nochmals alleine aufs Rennvelo. Nun sitzen wir in Thun in unserem Lieblingscafé bei einem Bier. Roger liesst während ich diesen Blog schreibe. Später sind wir noch bei
meiner Cousine Ariane zum Abendessen eingeladen und was wir morgen machen, entscheiden wir wenn wir aufwachen und je nach Wetter. Schon nur diese 2.5 Tage mit Sämi sind wie Ferien. Diese kurzen
Auszeiten machen das Leben für mich wertvoll und ich freue mich jeweils bereits am Montag auf die nächsten Abenteuer. Und für diesen Sommer habe ich alleine und teilweise mit Roger und Freunden
noch so einige coole Projekte geplant. Es ist und bleibt spannend! Und wenn die Zeit weiterhin so schnell vergeht, dann kommt auch die nächste lange Auszeit schon bald wieder!! :-)
So, fertig für heute!
Pura vida
Nomadin - Cristina
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Zala (Sonntag, 23 April 2023 18:52)
Hey�ich lese sehr gerne deine Blogs, kurzweilig, ehrlich! Coole Einstellung zum Leben, ja, und diese Erfahrung mit Menschen, das kenne ich leider auch�♀️wahrscheinlich eine Erfahrung, um sich selber noch besser kennen zu lernen! Es tut aber jedesmal aufs Neue sehr weh......
Alles Liebe � � � und glg von der Zala aus Kärnten ten(Transalp�
Jenny Breitschmid (Sonntag, 23 April 2023)
Ja ich! Wir haben uns zwar schon eeeewig nicht mehr gesehen (Südafrika 2011?), aber ich finds immer spannend, von euch zu lesen! Roger kenn ich vom Migros Fitness (Arbeitskollegen).
Bleib wie Du bist, schreiben kannst Du auch super und lass Dich nicht unterkriegen von Leuten, die gewisse „Normen“ erwarten.
Liebe Gruess
Jenny
(VC Reinach/Goldwurst Power)
Léa (Sonntag, 23 April 2023 22:17)
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