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Unser Paradiesli - immer viel zu tun

Ich liege alleine im Bett unseres Sämis an einem schönen See. Es ist halb neun Uhr am Morgen, mein Lieblingsfrühstück inkl. Kaffee habe ich bereits hinter mir und ich lausche den Regentropfen, welche in einem stetigen Rythmus aufs Dach von Sämi prasseln. Seit zwei Tagen bin ich auf Korsika und geniesse meine Ferien, während Roger wieder zurück nach Basel zum arbeiten musste.

 

Die zwei Wochen davor verbrachten wir gemeinsam, mehrheitlich zu Hause, beim Handwerken. Dass ein Eigenheim mit derart viel Umschwung und Umbaubedarf viel Aufwand bedeutet, war uns klar. Roger noch viel mehr als mir. Mir mit meinen tausend Ideen, der grossen Ungeduld und inneren Unruhe gehen manchmal gewisse Dinge zu langsam und ich verdränge die Realität und verkrieche mich in meine Traumwelt. Zum Glück hat Roger immer alles im Griff, bleibt am Boden der Realität und ist ein hervorragender Bauherr. Er setzte sich auch für diese beiden Wochen realistische Ziele und hat für unser Daheim wieder so einiges aufgepimpt und erschaffen. 

 

In der ersten Woche kam Rogers Vater in ein Arbeitslager zu uns auf Besuch. Bereits den Busausbau haben Roger und Dominik (Rogers Vater) gemeinsam gemacht. Die beiden sind handwerklich begabt und ein eingespieltes Team. Dominik kennt all unsere Maschinen und Werkzeuge und deren Andwendungszweck und Bedienung. Was Roger noch nicht weiss, lernt er von Dominik und gemeinsam setzten sie die Pläne um. Wir mussten Dominik, notabene 80 jährig, manchmal fast zu einer Pause und zum Feierabend zwingen. Ich staunte wie er 9 Stunden am Tag nonstop körperlich arbeitete. Jetzt weiss ich von wem Roger diese Arbeitsmoral und Ausdauer hat. Roger und ich, wir beide essen am Mittag selten etwas und benötigen sowieso nicht viel zu essen. Und so wie es ausschaut hat Roger das in den Genen. Manchmal zwang ich die Beiden zu einer kurzen Kaffeepause und servierte Cappuccino mit Schenkeli und Süssgebäck von Rogers Mutter. Für mich gabs wie immer zum Cappuccino Äpfel aus dem Garten und Käse. Weil ich seit ein paar Jahren nur noch am Abend ein Stück Schokolade esse und ansonsten versuche zuckerfrei zu leben. Übrigens, das war ein Tipp von meiner Frauenärztin wegen meinem Eisenmangel und Schilddrüsenunterfunktion. Seither geht es mir viel besser. Ich habe abgenommen, nehme keine Schilddrüsenmedis mehr, habe keine Lust mehr auf Süsses und fettiges Essen, benötige viel weniger Essen und fühle mich viel fitter. 

 

Zurück zum Wesentlichen. Roger und Dominik isolierten unseren Eingangsbereich, legten einen neuen Boden bei der Lounge und veredelten die vorher nicht fertiggestellten Teile des Eingangsbereiches. Es war eine zum Teil mühsame Detailarbeit, weil gewisse Bereiche vorher ungenau gemacht wurden und nicht im Lot waren. Auch war absolut nichts isoliert. In der Bildergalerie seht ihr die vorher und nachher Aufnahmen. Und was man nicht sieht, aber fühlen kann, ist die Temperatur. Wenn wir jetzt nachts die Treppe im Vorbau runterlaufen müssen um auf die Toilette zu gehen, ist die Temperatur immer noch angenehm. Die Wärme, welche tagsüber durch die Sonneneinstrahlung in diesem Bereich generiert wird, kann besser gespeichert und in die Küche abgegeben werden. Wie wir aus dem Physikunterricht wissen, steigt warme Luft nach oben. Diese kann nun an der Decke, dank der Isolation und des neuen Bodens der Lounge nicht mehr nach Aussen weichen und bleibt uns erhalten. Nur leider ist die Einganstüre zur Küche etwas tiefer und die warme Luft bleibt oben an der Decke. Roger hatte dazu auch bereits eine Idee, zur besseren Zirkulation. Diese probieren wir dann mal noch aus. Jetzt fehlen uns noch zwei robuste und gut isolierte Eingangstüren. Dafür hat uns Jemand einen guten Schreiner empfohlen, welchen wir für eine Besichtigung eingeladen haben. 

 

Ihr denkt euch vielleicht jetzt und was hat denn Cristina die ganze Zeit gemacht? Wieder mal nur Sport und Dolce far niente??? Nicht ganz. Wir durften für 10 Tage nämlich Farell, ein Schafhütehund von meiner Kollegin und Schafhirtin Sarah, hüten. Farell hatte sozusagen Hundeferien und konnte für 10 Tage einfach mal ein ganz normaler Familienhund sein. Weil ich Hunde über alles liebe und gerne wieder einen Vierbeiner an meiner Seite hätte, konnte ich dieses Leben für 10 Tage testen. Nebenbei habe ich aber auch am Haus gearbeitet. Meine Aufgabe war es, alle Wände neu zu streichen und etwas Farbe ins Haus zu bringen. Natürlich immer in Absprache mit Roger. 🙃 Sonst wäre es wortwörtlich eine Villa Kunterbunt geworden. Auch das Schlafzimmer habe ich neu, nur in weiss, gestrichen und alles neu eingerichtet. Das Bett steht nun quer, das heilige Kreuz wurde entfernt und mit einem rosa, flauschigen Teppich habe ich mehr Farbe und Leichtigkeit hinein gebracht. Alle Altlasten wurden beseitigt und wen wunderts, endlich kann ich besser schlafen und auch Roger gefällts!! 

 

Im Eingangsbereich, im Gästezimmer und in der Küche durfte ich helle und dezente Farben reinbringen. Bei der Farbwahl gab Roger an, welche Farben für ihn in Frage kommen und so gab es nie Uneinigkeit, denn für mich kommen fast alle Farben in Frage. 😃 Farell folgte mir auf Schritt und Tritt. Unsere Arbeit unterbrachen wir manchmal kurz für Streicheleinheiten. Farell ist ein total verschmuster Geselle. Er konnte nicht genug davon bekommen. Vor dem Arbeiten genoss ich jeweils eine ausgiebige Trailrunningrunde mit Farell auf wunderschönen Wegen in unserer neuen Heimat. Ich habe mittlerweile viele neue Wege erkundet und die Liebe fürs Rennen wieder neu entdeckt. Mit einem so sportlichen und gut erzogenem Vierbeiner macht das Laufen noch hundert mal mehr Spass. Auch als ich mich mit Maria zum klettern traf, nahm ich Farell mit. Im Klettergarten lief er frei herum und holte sich Streicheleinheiten bei anderen Kletterer. Er ist flink und fit wie eine Gämse und springt über Steine, Felsvorsprünge und Bäche. Er lief mir nie davon, lies mich nicht aus den Augen, lief neben mir "Fuss" wenn ich es befahl und war die 10 Tage eine treue Seele. Zu Hause konnte er sich frei im Garten und Haus bewegen und lief nie weg. Und was mich besonders berührt hat ist, wie Roger und er harmonierten. Auch Roger hat Farell sofort ins Herz geschlossen. Wir unternahmen zu dritt noch einen zweitägigen Ausflug mit Sämi ins Unterwallis. Auch das Leben im Bus war für Farell kein Problem. Er schlief zu Hause und im Bus neben unserem Bett und verhielt sich ruhig. Am Morgen stupste er mit seiner Nase, leckte unsere Füsse und versuchte sich mit seinem Charme und Hundeblick ins Bett zu schleichen. Doch, gewisse Grenzen gibts und er wusste immer was er durfte und was nicht und hat dies auch gut befolgt. Der Abschied nach den 10 Tagen war brutal. Ich weinte als ich zurück kam und alles fühlte sich so leer an. Auch Roger meinte, dass er ihn vermisse und er ihn sofort adoptieren würde. Schade, dass ich einen Bürojob habe und dieser wohl nicht hundekompatibel ist. Doch wer weiss was das Leben noch so alles bringen wird. Ich vertraue darauf, dass alles kommt wie es kommen muss. 

 

Genau so lebe ich mein Leben und werde es auch weiter tun. Auch bei unserem Haus wird sich alles ergeben. Ich muss vertrauen und das Leben seinen Lauf nehmen lassen. Mit Roger an meiner Seite habe ich Jemanden, dem ich zutiefst vertrauen und wo ich einfach mich sein kann. Danke Roger für deine Liebe, deine Geduld mit mir, dein Verständnis für meine Andersartigkeit und dein unglaubliches Engagement und deinen Einsatz für unser kleines Paradies. Ohne dich wäre sowas für mich nicht möglich.

 

Pura vida

aus Korsika, Cristina

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