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Ist man Meer- oder Bergtyp?

Die Frage ob man eher ein Berg- oder Meermensch ist, oder beides gleich gerne haben kann, habe ich mir bereits mehrmals während meinen Reisen gestellt? Bin ich nicht normal, weil es mich nie wirklich ans Meer, sondern immer in die Berge zieht? Auch auf unserer 18-monatigen Reise war es wohl für Roger manchmal unverständlich, warum ich es am Meer nie lange ausgehalten habe. Ich habe mich hinterfragt und mir die Frage gestellt: warum das Meer in mir keine Gefühle weckt? Aber kaum sehe ich Berge, wird es mir warm ums Herz und ich fühle mich geborgen und aufgehoben.

 

Ich glaube, bei mir war das schon immer so. Ich mag mich gut an die Fahrten mit dem Auto mit meinen Eltern ins Bernbiet erinnern. Aufgewachsen bin ich im Leimental im Baselbiet. Berge gibt es da weit und breit keine. Nur kleine Jurahügel. Ich erinnere mich noch gut an die Gefühle, welche ich jeweils empfunden habe, als wir mit dem Auto den Balken auf der Autobahn beim Grauholz passierten. Dort, wo mich jedesmal diese Vögel begrüssten. Erst als Erwachsene habe ich realisiert, dass diese Vögel gar nicht echt sind und immer dort waren und nicht per Zufall immer dann, wenn ich mit meiner Familie dort vorbeigefahren bin! 🤣 Denn ab dort hat man immer wieder einen wunderbaren Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Als Kind wurde es mir bei diesem Anblick immer ganz heimelig. Ich fragte mich immer, wie konnten meine Eltern bloss ins Baselbiet auswandern, wenn beide doch auf einem schönen Bauernhof in der Nähe der Berner Alpen aufgewachsen sind? Deshalb wundert es mich nicht, dass es mich nach meiner Lehre, nach einem kurzen Abstecher ins Zürcher Oberland (wo ich, wenn wunderts krank wurde), ins Bernbiet zog. Natürlich war der Hauptgrund meine erste Liebe Res. Doch hätten wir wohl nicht zusammengefunden, wenn wir nicht die grosse Liebe zu den Bergen geteilt hätten. Geklettert bin ich bis dann nur in der Halle und die Berge kannte ich von den vielen Wanderungen als Kind mit meiner Familie, den Mountainbike Ausflügen mit dem Veloclub Reinach und ein paar eigenständigen Snowboard-Touren ohne jegliche Ahnung von Lawinen etc. Mit Res durfte ich im Sept 2009 meine erste richtige Hochtour erleben. Er führte mich, bei winterlichen Bedingungen über die Normalroute auf seinen Lieblingsberg - das Bietschhorn im Lötschental. Im Februar 2008 lernte er mir das Skifahren (ich lernte als Kind nie richtig Skifahren). Ein Tag Piste und ab dann waren wir nur noch offpist auf Skitouren unterwegs. Im April 2010 absolvierte ich das erste Mal die grosse Patrouilles des Glaciers von Zermatt nach Verbier in einem Frauenteam. Eine Freundin von Res hatte kurzfristig eine Ersatzfrau gesucht und er meinte, physisch schaffe ich das und skifahrerisch werde ich es überleben. Was man mit gutem Willen und dem eigenen, sowie Glauben von nahestehenden Menschen alles erreichen kann - unglaublich. Ich muss immer noch schmunzeln, wenn ich daran denke. Die Nerven welche Res sowie meine zwei Begleiterinnen an der PDG zu meinen Anfängen auf Skitouren gehabt haben müssen? Ich konnte einfach geradeaus fahren und das mit viel Rücklage. Auf jeder Tour hat es mich bestimmt mind. 10x überschlagen und in den Abfahrten mussten sie auf mich warten. Immerhin im Aufstieg konnte ich von Anfang mit meiner guten Ausdauer punkten. Nur die Spitzkehren gingen damals auch noch nicht so smooth wie heute. 

 

Seither sind viele Jahre ins Land gezogen und die Liebe und Faszination für die Berge weiter gewachsen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass ich dann irgendwann auch meinen Wohnsitz in die Berge verlegt habe.

 

Aber kommen wir zurück zu meiner ursprünglichen Frage und warum ich gerade jetzt darüber sinniere und meine Gedanken in diesem Blog niederschreibe. Wie ihr vielleicht im letzten Post gelesen habt, befinde ich mich aktuell auf Korsika. Weil Roger leider wieder arbeiten musste und ich noch bis am 3. Nov Ferien habe wollte ich endlich mal auf Korsika. Wir waren als Kind mal in Campingferien für zwei Wochen hier. Doch daran habe ich praktisch keine Erinnerung mehr, nur an meine erste Fahrt auf der Fähre. 

 

Isabelle, eine Freundin von mir, lebt bereits seit über zwei Jahren als Nomadin. Weil sie kein Wintermensch ist, zieht es sie für die Wintermonate jeweils in den Süden. Sie hat mir erzählt, dass sie vorhat mit Velo und Anhänger nach Korsika zu reisen und hier auf einer Selbsversorgerfarm für Kost & Logis einige Wochen mitzuhelfen und nebenbei die Insel zu erkunden. So nahm ich sie samt Velo und Anhänger von Ausserberg mit nach Korsika. Bis heute waren wir gemeinsam unterwegs und trotzdem frei und individuell. Ich bin froh ist Isa auch total flexibel und unkompliziert. Sie schlief jeweils auf einem Camping in ihrem Zelt, weil sie Strom für ihren Veloakku benötigte und ich schlief irgendwo in der Nähe an einem versteckten Ort im Sämi. Ich bin kein Fan von Campings und bevorzuge das autarke Leben im Sämi. Teilweise waren wir gemeinsam und teilweise getrennt unterwegs. Einmal zog es Isa an den Strand. Also fuhr ich nach der Velotour mit Sämi zu ihr. Doch als ich die vielen Touristen sah, wurde es mir übel und ich musste wieder zurück in die Berge flüchten. Isa fand zu Fuss natürlich einen abgelegenen Strand, wo ich mit Sämi nicht hingekommen wäre. Und weil ich kein Zelt etc. dabei habe, konnte ich sie da nicht begleiten. 

 

Und so fingen die Gedanken in meinem Kopf wieder an. Denn kaum war ich wieder in bergigem Gebiet, an einem kleinen See, habe ich mich wieder beruhigen und runterfahren können. In Portugal und Spanien war ich mit Roger auch an abgelegenen Klippen und Stränden. Da fühlte ich mich auch wohl und es hat mir gut gefallen. Aber ich war manchmal von mir enttäuscht, weil ich dabei nichts besonderes empfinden konnte. Vielleicht muss man das auch nicht? Vielleicht ist es auch mein grosser Respekt vor dem Wasser? Weil mir im Meer der bodenkontakt fehlt und ich es nicht kontrollieren kann? Weil das Zuschauen der Wellen und Surfern zieht mich in denn Bann. Ich würde gerne surfen können, so wie in einem meiner Lieblingsfilme "gefährliche Brandung". Dieser Film gefällt mir nicht nur wegen den hübschen Schauspielern und der guten Handlung, sondern auch wegen den schönen Bildern und dem Gefühl von absoluter Freiheit, welche ich bereits nur beim Zuschauen empfinde und beim Surfen wahrscheinlich unglaublich sein muss.

 

Deshalb zieht es mich beim Reisen nur in Länder mit Bergen. Und zum Glück liebt Roger die Berge auch und teilt meine Faszination. Er liebt aber auch das Meer und den Strand. Und da wir beide unabhängige und freiheitsliebende Persönlickeiten sind, geniesst Roger auch immer wieder Strandferien und Städtetrips mit seinen Freunden. So kommt auch er auf seine Kosten und muss wegen mir nicht zurückstecken. Eine sogenannte Win-Win-Situation. 

 

Und welcher Typ bist du? Vielleicht kannst du mich auch überhaupt nicht verstehen, was absolut ok ist. Sind wir doch zum Glück alles einzigartige Persönlichkeiten mit individuellen Träumen, Wünschen und Gefühlen. Wichtig ist, dass wir uns selbst sein können und unseren eigenen Weg gehen dürfen.

 

In dem Sinne - lebe deine Träume!! 

 

Pura vida

Cristina

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